Die Rebellion Tour ist mittlerweile ein Fixpunkt im Kalender eines jeden Hardcore-Punks. Neben internationalen Topacts und Szenegöttern entdeckt/erlebt man bei den Tourstops immer wieder ungeschliffene Diamanten. So auch vergangenen Dienstag beim Tourauftakt in der Arena Wien.
Bereits der Opener des Abends – FINAL PRAYER – gilt als ein Anspieltipp für alle „New School“-Fans. Zwar wirken die Songs etwas generisch, doch die fünf Berliner verfügen über eine Geheimwaffe: Die dreschende, blastende, zerschmetternde Rhythmusfraktion. Basser Dennis und Drummer Pascal schaffen es während der Songs, ihre Bandkollegen glatt an die Wand zu spielen. Einen derartig gewaltigen Druck ist man bei vergleichbaren Bands zwar während der Breakdowns gewohnt, doch FINAL PRAYER setzen zu 100 % auf diese pure Energie. Was natürlich nicht heißt, dass Gitarren und Gesang weniger druckvoll wären! Dicker In-die-Fresse-Sound zum Abgehen.
Noch-härter-in-die-Fresse-Sound ist man auch von den Portugiesen DEVIL IN ME gewohnt. Die Springinkerl durfte man ja bereits im Februar 2013 in der Arena Wien bewundern. In der Zwischenzeit hat sich zwar nicht viel getan, aber die Band überzeugt von einem auf das andere Mal wieder und wieder. Wer mit dem Bandnamen noch nichts anfangen kann, sollte unbedingt endlich auf YouTube surfen und ich den Song „The End“ anhören – so laut, dass auch die Nachbarn was davon haben!
Und wenn man schon auf YouTube ist, kann man auch gleich WISDOM IN CHAINS abchecken. Die Band um Rammbock Mad Joe Black kann gewöhnlich mit massenweise Singalongs, Hymnen und Mosh-Songs aufwarten und gilt für mich persönlich als eine der besten aktiven Hardcore-Bands. Leider konnten die Jungs aus Pennsylvania während der Rebellion Tour nicht gänzlich überzeugen. Schuld daran war aber einzig und alleine die Setlist. Klar, ein Konzert sollte nicht als „Greatest Hits“-Show enden, doch Gänsehautmaterial wie „My Friend“ oder „Back to the Ocean“ sind dennoch Pflicht! Auch „BFL Anthem“ hätte noch seinen Weg auf die Setlist finden können. Naja, als Entschädigung gab es zum Glück noch DIE Hardcore-Hymne „Chasing the Dragon“ und Powersongs à la „Defend Protect“ und „Peace to my Family“. Liebes Christkind, ich hätte gerne WISDOM IN CHAINS mit einer fetteren Setlist in der vollgestopften kleinen Arenahalle. Danke!
Keine Wünsche ließen die SxE-Evangelisten H2O offen. Zwar fühlt es sich nach wie vor etwas komisch an, wenn man bei einer Straight Edge-Band mit dem Bier in der Hand dasteht, aber eine der großen Qualitäten von H2O und ihren Anhängern ist die gelebte Offenheit. Den Verzicht auf Alkohol und Drogen schreiben sich die New Yorker zwar auf die Fahnen, den Körper und das Gewand, aber setzen diesen Glauben nicht mit Gewalt durch, wie so manche andere SxE-Jünger. Musikalisch und setlistmäßig war ebenfalls alles perfekt: „Fairweather Friend“, „One Life, One Chance“, „Nothing to Prove“ – you name it, they played it. Der Dank: tosender Applaus, lautstark-schief mitgegröhlte Songs und glückliche Gesichter auf und vor der Bühne (und auch im Bühnengraben wurde seitens der Securities kräftig mitgesungen).
Eigentlich hätte man die Rebellion Tour jetzt erfolgreich beenden können, doch es standen noch zwei Bands auf der Running Order. BIOHAZARD zum einen, MADBALL zum anderen.
Über die Bands gibt es nicht mehr viel zu sagen. BIOHAZARD kamen, brachten die Boxen an den Rand der Verzweiflung und siegten. Der Abriss war geglückt, die Fans euphorisch!
Ähnliche Szenen spielten sich bei MADBALL ab. Business as usual von Freddy Madball und seinen Mannen. Anhänger der dreschenden Tough Guys von der Lower East Side feierten sie ab, die anderen genossen ein paar Bier im lauen Frühlingsnachtwind oder traten die Heimreise an. Beschwerden gab es also keine und man darf sich nun vorbehaltslos auf die Rebellion Tour 6 freuen!
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